Trainingsaufenthalt in Weissrussland (Text von Michi Iten und Christoph Keller)
Woche 1
Nach einer angenehmen Reise von Zürich über Wien nach Minsk wurden wir am Minsker Flughafen von einem von Sacha organisiertem Reiseuntenrnehmen abgeholt, welche uns zu unserem Hotel fuhren. Kurz nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben wurden wir einem der Trainer vorgestellt, welcher uns anschliessend auch noch das Dojo, befindend in einem Sportzentrum, zeigte. Alles war sehr gut organisiert, so dass wir keine Probleme bei unserer Ankunft hatten. Der Haupttrainer gab uns dann unser Programm bescheid.
Am Mittwoch machen die Weissrussen jeweils kein Judo. Daher absolvierten wir für uns am morgen ein Krafttraining. Am Nachmittag stand ein kleines Fussballspiel mit den Weissrussen auf dem Programm, bei welchem wir mal die ersten Judokas zu Gesicht bekamen. Anschliessend folgte noch ein kleiner Kraftcircuit im Keller des Sportgebäudes. Alles musste ein wenig improvisiert warden, da mehrere Räume gerade renoviert wurde, und nicht alles am richtigen Platz war.
Am Donnerstag Morgen gab es ein Techniktraining, welches zwar kurz, aber trotzdem sehr intensiv war. Jeweils etwa 5 Minuten absolvierte jeder dreimal seine Uchi-komis, Spezialwürfe, Bodentechniken und Fussfeger. Am Nachmittag konnten wir uns dann auf die ersten Randoris freuen. Auf zwei kurze Bodenrandoris folgten 4 Standrandoris.
Der Freitag wurde uns als reiner Randoritag kundgegeben, was sich auch bewahrheitete. Nach einem kleinen Technikteil zu Beginn des jeweiligen Trainings folgten Boden und Standrandoris. Leider nicht sehr viele, jedoch sehr intensive. Es gab auch noch Trainingswettkämpfe, in welchen man sich sogar mit Schiedsrichtern mit dem Gegner messen konnte. Müde und mit einem Muskelkater vom Krafttrainig gingen wir also ins Wochenende. Am Samstag besuchten wir die Weissrussischen Unimeisterschaften, wo zwar stake Kämpfer waren, jedoch auch sehr viele Anfänger ihr Glück auf der Matte versuchten. Daher gingen wir schon verfrüht nach Hause, um unseren eigentlichen wochenendlichen Beschäftigungen nachzugehen: Schlafen und Essen. Jedoch liessen wir einen kleinen Discoabstecher nicht aus, um auch die Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach langem Ausschlafen und einem Saunagang durften wir uns also auf die zweite Woche in diesem doch schönen Ort freuen, welche mit einem Techniktraining am Morgen seinen Lauf nahm.
Woche 2
Von der Trainingsplanung her änderte in der zweiten Woche nicht viel: Zwei Tage Judo, gefolgt von einem Tag Erholung resp. individuellem Krafttraining. Dieser Block von drei Tagen absolvierten wir zweimal von Montag bis Samstag. Am ersten Judo-Tag liegt der Fokus auf Techniktraining und nur wenigen Randoris, während es am zweiten Tag so richtig zur Sache geht mit zwei Randoritrainings pro Tag. Die Trainingseinheiten sind wie schon erwähnt mit 90 Minuten relativ kurz, aber dafür sehr intensiv und mit viel Rhytmuswechseln.
Nach zwei anstrengenden Judo-Tagen und einem Krafttraining am Mittwochmorgen spielten wir am Mittwochnachmittag wieder Fussball, diesmal jedoch gab es ein Länderspiel Schweiz-Weissrussland, welches an Spannung kaum zu überbieten war. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit (6-6) liessen wir uns etwas übertölpeln und die Gastgeber konnten auf 10-6 davonziehen. Doch dann besann sich jeder wieder auf seine Stärken: Michi im Tor angelte sich furchtlos jeden Ball, während Ran und David hinten gnadenlos aufräumten, was einige Weissrussen zur Verzweiflung trieb. Ludovic und Christoph liefen sich im Angriff die Füsse wund. Und plötzlich hiess es 10-8, 10-9, 10-10… In der letzten halben Minute erzielte Ludovic dann noch das entscheidende 11-10, an welches auf unserer Seite niemand mehr so wirklich geglaubt hatte und bei den Weissrussen lange Gesichter hinterliess.
In der zweiten Woche liessen sich ab und zu auch die Topkämpfer wie etwa der amtierende Europameister -81kg, Siarhei Shundzikau, blicken, jedoch machten viele Eliteathleten Pause wegen Verletzung oder Krankheit und beschränkten sich daher auf Kraft- und Techniktraining. Vor allem in den unteren Kategorien war das Partnerangebot jedoch sehr gut, und neben den sporadisch anwesenden Elitekämpfern verfügt der Verein auch über sehr starke Junioren, welche an der Junioren-EM drei Medaillen nachhause brachten und sich auf die Junioren-WM vorbereiteten.
Die Highlights und Tiefpunkte der Woche waren: Eine Handwasch-Session, bei der Christoph Ran’s frisch gewaschenen Kleider dank Handwäsche porentief gereinigt hat, der Anfang einer Krankheitswelle (v.a. Magenschmerzen), welche bis auf Michi alle in Mitleidenschaft gezogen hat, der Anfang einer weitaus ansteckenderen Krankheit, auch “Lost”-Sucht genannt, welcher vor allem unsere welschen Kumpels David und Ludovic verfielen und die sich unzählige Episoden der Kultserie reinzogen.
Woche 3
In der dritten und bereits letzten Woche stiess mit Sascha Denanyo ein weiterer Judoka aus der Schweiz zu uns. Der Kämpfer und Trainer vom JC Fribourg lebte und trainierte sechs? Jahre seines Lebens hier in Minsk und war an der Organisation unseres Trainingsaufenthalts massgeblich beteiligt.
Das Training änderte sich etwas, d.h. im Techniktraining wurde es noch etwas intensiver. Zwar gab es weiterhin viele Würfe, dazu jedoch auch Vorbelastungen wie Sprünge um die eigene Achse, verschiedene Arten von Uchikomi usw. Auffällig am Training hier ist, dass es zwar ganze acht Judoeinheiten pro Woche gibt, jedoch gab es nie mehr als vier Randoris pro Training.